Freitag, 11. April 2008

Varna, Bulgarien

Wer haette gedacht, dass all diese Werbeheinis, alle die, die sich zu kuenstlerisch fuer Wirtschaft und zu zielgerichtet fuer Kunst sind, dass alle diese PR-Brillengespenster tatsaechlich noetig sind. Ich nicht. Aber in Bulgarien, wo sich der Kapitalismus langsam seine Arbeiter der Not nach formt: Banken und Manager, Arbeiter und Haendler, da kommen erst jetzt langsam Semester aus den Unis geschleudert, die sich auf Marketing verstehen. Und wie sie schaffen werden muessen in einem Land, indem das meistbesuchte Hostel der Stadt mit kaum sichbaren, von Hand gemalten Postern auf seinen Eingang vergebens aufmerksam machen will. Ein Land in dem das Kino sich als Nagelstudio zu tarnen scheint und der Florist eingangs Internetkaffee spielt. Whaerend das Internetkaffe unter Gaengen versteckt ist, die alle nach Urin riechen und Verdacht auf Raub schoepfen. Wir haben uns trotzdem getraut und eine angenehm geraeumige Hoehle vorgefunden mit 60 Computern, 10 apatischen Leuchtgesichtern und 1.10 Chf/internetstunde.

So wie man sich den Mond nur Sichelfoermig vorstellt oder voll, obwohl es ihn auch in halb und leer gibt, genauso entsprechen die zwei Vorzeigeamerikaner, die wir am Bahnf aufgelesen haben dem dicksten Stereotyp.

Ich trau mich nicht recht mit ihnen in den Mac zu gehen, weil ich Angst habe es koennte gleich alles schrecklich losbrechen und Delfine springen ueber den tiefroten, von Palme Strand Palme gesaeumten, Sonnenuntergang, whaerend Berretfranzosen ihre-Baguetts-in-die-Achseln-klemmend von japapanischen Blitzlichtkistchen vor zugekniffenen Schlitzaugen abgelichtet werden.

Und wir machen immer das gleiche, wir spazieren. Es ist unglaublich anstrengend. Ohne Scheiss.

All die Gesichter schaue ich doch nicht umsonst so aufmerksam Faeltchen um Faeltchen von porig und flach bei der Stirne bis saftig an den barocken Lippen an. Irgendwann spucke ich bestimmt alle hundertausend Nasen wieder raus.

Varna ist eine Touristenstadt am Schwarzenmeer, die in Halbsaison so voll ist, dass ich froh bin nicht bei Vollsaison da sein zu muessen.

Achja achja achja. Die Landschaft zwischen Bucarest und Varna ist schoen.
Ich werde sie wiedersehen. Ich sass im Zug, whaerend Jann und Nicolo schliefen und setzte mein Haus auf jeden Huegel, in jedes Tal, vor schroffe, kreidig fettige Abgruende und auf sanft gezogene Bergruecken. Saftige, braunviolette Schatten zwischen scheuem, bleichem Gras. Nicht bleich eigentlich, aber jugendlich zart, nicht grasgruen, sondern sproesslinggruen, aufgeteilt und unterbrochen von saeuglingskotbraunen Ackerstreifen und herausgestossenen fahlen Felsen.

soviel sogut. babadabubada.

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