Montag, 2. Juni 2008

Auch Uzbekistan

Tashkent. Das ist die Hauptstadt des Vorzeigekomunismus.

Wir kamen spaet aus dem Flughafen, weil die Behoerden viel Zeit in Anspruch nahmen. Wir wurden von hilfsbereiten Taxichafeurn umringt. Mit einem Viertel des zuerst ausgesprochenen preises immer noch ueberbezahlt, fuhr Alex an eine Reihe von Hotels heran, die zu teuer waren; bis wir am Ende bei ihm selbst uebernachteten. Auch ueberbezalt. Aber wir kriegten einen intimen und herrlich gruendlichen Einblick in eine seit der Oeffnung unangetastete Arbeiterwohnung: In der Kueche, Gasofen, lottrige Lichtschalter, aus denen lose Stromleitungen nach oben weg gehen, bruechiger, sproeder, splittriger, teils gebrochener, braunorange dickgestrichener Bretterboden 20 cm ueber einem Trampelboden, modrige schimmlige Waende, in einem Ecken eine duennwandige Holzkiste, darin eine Lage Zeitung, darin versprossene Zwiebeln, die der ganzen Wohnung einen Hauptgeruch verleihen. Wir schlafen alle in einem kleinen Nebenzimmer. Die Betten sind schmudlig und viellagig stoffig, aber nicht schmutzig. Die Stube riecht nach Brockenstube, nach dickem Stoff und Schimmel; und nach Zwiebeln.

Tashkent.

Die Metrostationen prangen mit stilisierten Baumwollbluehten als Bodenbelag, als Wandrelief und als Lampen oder mit Kosmonautenmosaikportraits und gruenglasigen Weltraumalgenoberlichtern. Fotos davon sind illegal, weil die meisten Metrostationen im Fall eines ploetzlich gluehendheissen Krieges, mit Panzerwaenden abgeriegelt werden, und sich seitlich zu Grosskuechen und Lazaretten hin oeffnen koennen. Die peinliche Gruendlichkeit mit der das Grundthema jeder Metrostation unter Beruecksichtigung aller ornamentischen Massenprodukte des modernen sowjetischen Repertoires, Mosaik, Gips, Keramikmalerei, Glasblaeserei, Glasguss, Glasfaerberei, Betonguss, verfolgt wurde, oefnet mir die Augen ueber die Moeglichkeiten der Dekoration, die in der vom nuechternen, vom Swissminimalism gepraegten Schweiz ausser Acht gelassen wurden. Langer Satz, ich hoffe, ich werde verstanden.
Tashkent also ist heimeliger Komunismus. Hier steht der zweitgroesste Fernsehturm der ehemalgen Sowjetunion, 1985 fertig gestellt. Hier lebt die Arbeiterschaft in lieblichen, mit zweifarbig weiss und kobaltblau, oder weiss und gelb, oder weiss und grassgruen bemalten und so hervorgehobenen, feinen, verspielt geometirschen Betonornamtentik geschmueckten Plattenbauten. Das Blau ist ein Problem fuer mich. Nicht es anzusehen, aber es in Worte zu giessen. Es ist das russische Blau. Es ist dicht und selbstsicher, gleich hell, aber schmutziger, ockerfarbiger, als ein frischgewaschener Morgenhimmel.
Hier denken alle befragten Leuten mit Sehnsucht an die Kommunistische Zeit zuruek. Ich stelle mir vor, sie ist zu einer wehmuetigen, goldenen, leuchtenden, nach Sonne und Weizen und Stoffen riechenden Erinnerung geworden, aehnlich den Weihnachten in meiner Kindheit.

Aber Tashkent ist auch prahlerischer, strammer, weltfremder Komunismus.
Hier wurden im Zentrum so grosszuegige Paerke angelegt, dass man nebst grossen Zuegen kaum etwas vom Stadtbild wahrnehmen kann. Mit der Zeit, mit der Mobilitaet, die man mit Namen von Plaetzen und Taxichaufeurn, aber vor allem dank der Metro erlangt, gewinnt der Eindruck von dieser Stadt etwas greifbares, etwas wohnliches und behagliches.
Es ist aber dank dieser weiterstreckten, von weitlaeufigen, engen fluesschen durchzogenen Paerken, dass in der Mittagssonne immer ein feuchter aber angenehm kuehlerer Dunst steht oder weht.

Aybec hat uns in seiner WG aufgenommen. Wir werden sehr gut bekocht. Das ist eine wichtige Abwechslung. Es sind Studenten, wie man sie kennt, fleissig und zerstreuungssuechtig zugleich, oder nacheinander, nebeneinander, durcheinander. Ich finde sie sehr sympathisch.
Wir gingen zusammen an den wimmelnden, qualitaetsreichen Bazar fuer die Zutaten des Plov, Nationalgericht unter vielen.



Ich wuensche euch eine gute Zeit.

6 Kommentare:

Gianno Schiesser hat gesagt…

interessant,
mexico city ist ganz cool. und die mexicaner sind au voll isi. aber di mexicanerinnen sind hässlich.
piis

Anonym hat gesagt…

oh! I think I should learn German ;)

Anonym hat gesagt…

heey sahar. you are still looking at our blog, pretty cool, hm learning german, i dont know. its just better for us to write in german, because of the vocabulary and stuff. and also the most readers can a lot better german then english. at least you can comunicate over the comments :)

und no es piis zrug an gianno :)

Gianno Schiesser hat gesagt…

danka, piis zrugg zrugg
spam?

Gianno Schiesser hat gesagt…

wo sinder ims?

Gianno Schiesser hat gesagt…

ps ich bin ims 1000igste bsuecher